Von verfaulten Eiern und Champagnerbecken

Kannst du dir einen Ort vorstellen an dem es kontinuierlich nach verfaulten Eiern riecht? Ich konnte das nicht. Bis ich nach Rotorua kam, das auch als Schwefelstadt bekannt ist.
Dabei ist es garnicht so schlimm wie man denkt – obwohl ich mich nie an den Geruch gewöhnt hatte (in der kurzen Zeit, die ich dort verbrachte), hat er nicht sonderlich gestört.
Hintergrund: Taupō Vulkanzone
Das Wort geothermal stammt aus dem Griechischen und bedeutet von der Erde erhitzt. Geothermale Systeme treten auf, wenn heißes Grundwasser (von vulkanischer Aktiviät erhitzt) an die Erdoberfläche steigt.
Neuseeland neigt zu vulkanischer Aktivität, da es auf der Grenze zwischen der Australischen und der Pazifischen tektonischen Platte liegt; und während die Pazifische Platte im Norden Neuseelands unter die Australische gezogen wird (und dabei den Tonga-Kermadec Graben erschafft), ist es im Süden genau andersherum: hier wird die Australische Platte unter die Pazifische gedrückt (Puysegur Graben). Dazwischen reiben die beiden Platten aneinander, die Erdkruste verformt sich und wird emporgedrückt: die Südlichen Alpen der Südinsel entstehen.
Rotorua
Rotorua ist ein wenig wie ein Hexenkessel. Quasi überall dampft und zischt es und ein Hauch Schwefel hängt ständig in der Luft.
Der Kuirau Park im Herzen der Stadt ist kostenlos zugänglich und man bekommt einen guten ersten Eindruck der geothermalen Aktivitäten der Gegend.
Durchaus auch einen Besuch wert ist Rotorua’s Redwood Wald wegen seines großartigen Bestands an Kalifornischen Küstenmammutbäumen. Und – natürlich – kann man dort auch bestialisch stinkende geothermale Schwefelseen finden, die merkwürdig schön sind und mich direkt an die gruseligen Totensümpfe in den Der Herr der Ringe Filmen erinnert haben.
Wai-O-Tapu
Wai-O-Tapu (Māori für Heilige Wasser) ist ein ziemlich faszinierender, unwirklicher Ort und die wahrscheinlich beeindruckendste geothermale Gegend in Neuseeland.
Die dramatischen geothermalen Bedingungen unter der Erdoberfläche bescheren der Gegend viele grell bunte Teiche und heiße Quellen, unter anderem die Künstlerpalette (Artist’s Palette) mit dem berühmten Champagnerbecken (Champagne Pool), das Teufelsbad (Devil’s Bath) und Teufel’s Tintenfass (Devil’s Ink Pot) wie brodelnde Schlammlöcher und den Lady Knox Geysir.
Man kann sich leicht für ein paar Stunden im atemberaubenden Wai-O-Tapu Thermal Wonderland verlieren ohne sich zu langweilen – allerdings kann einem der intensive Schwefelgeruch mit der Zeit zu Kopfe steigen (und wortwörtlich den Atem rauben).
Taupō - Craters of the Moon
Nachdem man Wai-O-Tapu besucht hat, erscheinen Taupo’s Craters of the Moon (Mondkrater) als nicht mehr so umwerfend wie sie hätten sein können. Die Gegend gilt als relativ “neue” Ergänzung zur geothermalen Region der TVZ und wurde durch den Bau des nahen geothermalen Warakei Kraftwerkes in den 1950ern erheblich verändert. Als der Druck im Heißwassersystem unter der Erdoberfläche abnahm, verschwanden Geysire in Wairakei komplett, während der Wärmeausstoß an den Mondkratern zunahm. Kurz darauf ereigneten sich mehrere hydrothermische Ausbrüche und erschufen die mondartigen Krater wie sie heute zu sehen sind.
Die Taupo Vulkanzone ist ein ungemein interessantes Ausflugsziel, da das Bestaunen der unglaublich vielfältigen geothermalen Aktivitäten einfach spektakulär ist. Und abgesehen von den bunten Seen und der schwefelgeschwängerten Luft findet man außerdem unzählig viele Spas mit natürlichen Hot Pools in der Gegend!